WIE KANN SIE EIN BEIRAT BEI DER NACHFOLGE IN IHREM UNTERNEHMEN UNTERSTÜTZEN?

2/26/2021

von Bert Overlack, Mitglied Beirat-BW e.V.

In vielen Familienunternehmen in Deutschland und vor allem in Baden-Württemberg steht das Thema Unternehmensnachfolge an. Unternehmer übergeben ihr Lebens- oder gar Generationenwerk in neue Hände – sei es an ein Familienmitglied oder einen externen Geschäftsführer. Da ein solcher Schritt oft mit einem großen Unternehmensumbruch einhergeht, sind Entscheidungen in Bezug auf die Unternehmensnachfolge von wichtiger Bedeutung.

Für den „Senior“ und bisherigen Unternehmer bedeutet dieser Schritt, die Verantwortung für sein Lebenswerk abzugeben. Dies kann sehr emotional werden und geht oft mit Unsicherheiten einher. Wird der/die Nachfolger*in das Unternehmen erfolgreich weiterführen? Hat er oder sie die notwendige Erfahrung und persönlichen Eigenschaften dazu?

Soll das Unternehmen zukünftig von Personen aus dem eigenen Familienkreis geführt werden, kommen zu den Bedenken um die erfolgreiche Zukunft der Firma, auch die Sorge um das Wohlergehen der Tochter oder des Sohnes hinzu. Besonders in unsicheren Zeiten stellen sich einige Unternehmer die Frage, ob sie ihre Kinder mit der Verantwortung und dem Risiko der Unternehmensführung belasten wollen.

Bei einer familienfremden Geschäftsführung stellt sich die Frage, ob man die richtigen Kandidaten ausgewählt hat und ob diese in der Lage sind, das Unternehmen weiter zu führen. Wie geht die fremde Person mit meinem Lebenswerk um? Werden die richtigen Entscheidungen getroffen und kann die Belegschaft für sich gewonnen werden? Fragen, die sich erst nach ein paar Monaten beantworten lassen.

Oft haben scheidende Unternehmer sehr hohe Erwartungen an den/die Nachfolger*in. So sollen diese den eigenen Vorstellungen entsprechen und das Unternehmen im eigenen Sinne erfolgreich weiterführen. Dass sich die Zeiten geändert haben und sich die Erfolgsfaktoren der Vergangenheit nicht unbedingt auf die Zukunft übertragen lassen, wird oft nur mit Widerwillen akzeptiert. Gerne vergessen wird dabei auch, dass der Senior wahrscheinlich selbst seinerseits als Gründer oder Nachfolger viele Dinge geändert und angepasst hat. Der/die Nachfolger*in bzw. die neue Geschäftsführung bringt ihre eigenen Motive, Ideen und Ziele mit, wie sie das Unternehmen weiterentwickeln und für zukünftige Herausforderungen fit machen wollen. Dies geht mit den eigenen Erwartungen an die neue Position, der Zusammenarbeit mit Kollegen, Gesellschaftern und besonders dem ehemaligen Geschäftsführer einher. Genauso haben die eigenen Kinder ihre Vorstellungen, die unternehmerische Verantwortung zu übernehmen, oft mit dem Wunsch, das Unternehmen neu auszurichten und an die eigene Persönlichkeit anzupassen.

Nicht ausgesprochene oder überzogene Erwartungen und das Nicht-Loslassen-Können des Seniors auf der einen Seite und eine nicht funktionierende Integration des/der Nachfolger*in in das Unternehmen auf der anderen, sind nur einige der Herausforderungen, die während eines Nachfolgeprozesses auftreten können. Persönlichkeiten müssen zusammenfinden, Erwartungen geklärt und gegebenenfalls angepasst werden In diesem Zusammenhang endet schlechte oder fehlende Kommunikation in emotionalen Konflikten, Zweifeln und Ängsten.

Ein guter Unternehmensbeirat kann für einen erfolgreichen Nachfolgeprozess eine wertvolle Unterstützung sein. Als neutrales Gremium, das weder dem ehemaligen noch dem neuen Geschäftsführer gegenüber verpflichtet ist, sondern allein dem nachhaltigen Erfolg und Erhalt des Unternehmens, übernimmt ein Beirat eine vermittelnde Funktion und ist damit vertrauensvoller Ansprechpartner für alle Beteiligten. Ideal ist, wenn sich der Beirat schon einige Zeit vor der Nachfolge bildet und somit den Prozess von Anfang an begleitet. Er kann wichtiger Gesprächspartner für den Senior sein. Gerade dann, wenn der/die Nachfolger*in Entscheidungen anders trifft, als er es getan hätte. Die Perspektive von außen erlaubt es dem Beirat, Sachverhalte frei von persönlichen Emotionen zu betrachten und bei Bedarf als neutraler Moderator vermitteln zu können. Für den/die Nachfolger*in kann ein Beirat zum vertrauten Sparringspartner werden, der einerseits mit dem Unternehmen bekannt ist und andererseits persönliche Erfahrungen, Fähigkeiten und Netzwerke einbringen kann.

Die Erfahrung zeigt, dass Familienunternehmen mit einem Beirat langfristig erfolgreicher sind. Dies liegt an folgenden Punkten:

  • Externe Beiräte sind nicht Teil der Familie und der damit verbundenen Beziehungen, Konflikte und Erwartungen.
  • Beiräte sind dem Wohl des Unternehmens verpflichtet und nicht einzelnen Personen.
  • Qualifizierte Beiräte bringen wichtiges Knowhow, Erfahrungen und Netzwerke in das Unternehmen ein.
  • Beiräte sind kritische Begleiter und helfen der Geschäftsführung wichtige Entscheidungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen.
  • Beiräte sind durch die regelmäßigen Beiratssitzungen mit dem Unternehmen vertraut.
  • Beiräte haben im Idealfall das Vertrauen aller Beteiligten.

Ein Unternehmensbeirat sollte die wichtigsten Themenfelder eines Unternehmens abdecken und sich mit der Organisation entwickeln und verändern. Entscheidender Erfolgsfaktor ist dabei die richtige Zusammensetzung des Gremiums mit kompetenten Beiratspersönlichkeiten.

„Trust one, who has gone through it.” (Vergil: Aeneis)


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